AUSGABE Sommer 2021

 

Klinker als Kunststück


Wie Ton alles miteinander verbindet

01
Was ist Keramik?

Keramik ist für mich nicht nur ein Endprodukt – wie meine Klinker oder Geschirr und Vasen –, sondern auch der Werkstoff selbst: das anorganisch-nichtmetallische und meist polykristalline Material. Als Keramikingenieur habe ich mich viel mit den chemischen Verfahrenstechniken befasst, wie man merkt! Unverzichtbarer Lesestoff unter anderem: Wolf Matthes, »Engoben und andere tonige Überzüge auf Keramik«.

Produktionsverfahren

Erfahren Sie mehr Details zu unseren Produktionsverfahren
auf unserer Webseite.


Fesselnd, wie aus scheinbar
unscheinbarem »Staub«
meine hochwertigen Klinker werden!

Rohstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff

Aus trockenen Schiefertonen werden formbare Tonblöcke, aus Formlingen werden Grünlinge und daraus am Ende Klinker. Ich kann Ihnen viel erzählen über Techniken wie Sinterung und Brennschwindung, über die Bedeutung von 573 °C oder über die Beziehung zwischen Sauerstoff und Kohlenstoff. Begleiten Sie mich doch einmal bei einem Rundgang durch meine Privatziegelei und erleben Sie, wie aus scheinbar unscheinbarem »Staub« hochwertige Klinker werden!

02
Kunstwerk Keramik

 

Keramik ist mir auch privat wichtig. Seit Jahren steht für mich die Keramikkunst ganz oben auf meiner Liste der Lieblingskunststücke. Der Besuch der Internationalen Keramiktage Oldenburg ist ein immer wiederkehrender Höhepunkt im Sommer. Ich hoffe sehr, dass es auch dieses Jahr klappt!

Ob Irdenware, Skulpturen oder andere freie Formen: Keramik ist so enorm vielfältig! Jeder Künstler und jede Künstlerin sieht in dem Werkstoff etwas ganz und gar Eigenes. Dezent oder ausdrucksmächtig, verwirrend oder klar, eindeutig modern oder eher historisch – ich staune immer wieder aufs Neue, was die Keramikkunst hervorbringt. Und bei mir selbst emotional bewirkt.

03
Architektonische Keramik von Let de Kok

Faszination Architektur: Die Keramiken der Niederländerin Let de Kok sind von Architektur inspiriert – das ist deutlich sichtbar. Die Künstlerin beschreibt ihren Schaffensprozess als intuitiv. Dabei arbeitet sie unmissverständlich und gradlinig. Formen und Farben verbinden sich zu Gebilden, die immer neue Perspektiven und Ansichten eröffnen.

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Weitere Arbeiten
von Let de Kok:
www.letdekok.nl


Was mich fasziniert, sind die vielfältigen Formen innerhalb eines »Modells«: die Einbuchtungen, Ausschneidungen und Winkel. All das setzt ein scharfes Auge und eine präzise Handarbeit der Künstlerin voraus. Durch die Exaktheit wird die Einzigartigkeit des Werks erkennbar. Auch die Oberflächen sind klasse – rau und ribbelig, uneben, fast körnig, aber in ganz feiner Dichte.

Ich finde es wunderbar, wie wir in der Arbeit von Let de Kok genau den Bereich wiederfinden, für den ich meine Keramik schaffe: Architektur.

04
Klinker-Vasen und Vasen-Klinker: Peter Beard

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt der Brite Peter Beard. Ihn habe ich auf dem Keramikmarkt in Oldenburg kennengelernt. Er ist Keramiker und auch Bildhauer und kennt daher die flexiblen Grenzen zwischen Skulptur und Architektur.

Vor ein paar Jahren besuchte er mich, um sich einer besonderen Idee zu widmen: Er wollte unsere Klinker »roseus« und »arundo hedera« so umformen, dass daraus Vasen entstehen – also mit den Oberflächen und Farben unserer Steine! Ein spannendes Wagnis – reagieren doch Ton, Wasser, Feuer und Luft so vielseitig aufeinander ... Ich sage nur »Brennschwindung« ... siehe oben!

Farben, die berühren

Peter Beard kombiniert in seinen Arbeiten Farben in einzigartiger Weise mit komplexen Oberflächen. Aufgebaut in Schichten bilden Tone, Porzellane und Glasuren eine Struktur, in der die Farben kraftvoll und doch fein, weich, fast samtig zum Ausdruck kommen. Sie berühren mich unheimlich.

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Weitere Arbeiten
von Peter Beard:
www.peterbeard.co.uk


Mut zum Umdenken

Die Idee, Klinker-Vasen aus meinen Original Wasserstrich Backstein Klinkern zu erschaffen, ließ sich nicht so verwirklichen, wie Peter Beard es sich vorgestellt hatte. Aber ein Künstler ist kein Künstler, wenn er nicht aus dem vermeintlichen Scheitern einen großen Erfolg macht! Peter Beard erschuf kurzerhand statt Klinker-Vasen Vasen-Klinker: mit Farben, die von unseren Produkten inspiriert sind.

05
Werner Kavermann: Keramikobjekt mit Schornstein

Mit Keramik Denkanstöße geben: Werner Kavermann aus Bad Rothenfelde arbeitet vielseitig und immer mit einem Fingerzeig. Keramik wird bei ihm zur formbaren und gleichzeitig eindeutigen Aussage zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen.

Das Objekt »Erde« hat mich sofort in den Bann gezogen: Aus einer runden Kugel wachsen einzelne Schornsteine. Sich nach oben verschlankend und mit Fugen gekennzeichnet, sind die Schlote für mich die klassisch gemauerten Industrie-Schornsteine. Und auch hier gibt es eine Verbindung zu meinen Produkten.

06
Skulpturen von David Rauer

Der junge Künstler David Rauer aus Ostercappeln zeigt kraftvoll, was Keramik kann. Für ihn und Hajusom e. V. – ein Zentrum für transnationale Künste in Hamburg – stellte ich 2019 Rohstoff aus meiner Privatziegelei für eine Lehmrakete zur Verfügung, als Teil eines Bühnenbilds von Markus Lohmann und Michael Böhler. Natürlich besuchte ich auch die Aufführung »Azimut Dekolonial« in Hamburg! Und Anfang diesen Jahres brachte David Rauer mir zwei nicht weniger imposante Skulpturen.

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Weitere Arbeiten
von David Rauer:
www.davidrauer.de


Starke Farbkombination

Mich spricht einerseits die Kraft der Keramik an, die in David Rauers Werk spürbar ist. Fast wie aus Metall geschmiedet wirken die Arbeiten, dabei sind sie geformt und gebrannt wie meine Klinker. Auch die Farben treffen einen Nerv in mir. Ich habe mich inspirieren lassen und in meinen Produkten » vultur« und »pina« versucht, die Kombinationen aus Rosé, Schwarz und Blau nachzuspüren.

Was sagt David Rauer?

Ich frage David, was Keramik für ihn als Künstler bedeutet und welchen Stellenwert die Verbindung von Kunst und Keramik für ihn hat. Und was er in Zukunft noch plant mit diesem so wunderbar vielseitigen Werkstoff!

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